Glocken
von Carsten Fiefstück, Gemeindepfarrer in Dünne
Im vergangenen Jahr haben wir in unserer Kirchengemeinde den einhundertsten Geburtstag unserer Kirchenglocken gefeiert. 1922 sind sie in unseren Kirchturm gekommen. Es waren schon die zweiten Glocken, nachdem die ersten im 1. Weltkrieg eingeschmolzen worden sind. Nun hängen sie also seit einhundert Jahren dort und ihr voller Klang ist weit zu hören.
Immer wieder bestätigen mir Menschen aus der Gemeinde und auch darüber hinaus, dass der Klang der Glocken als sehr angenehm empfunden wird. Manchmal wird extra ein Fenster im Haus geöffnet, um die Glocken zu hören. Andere aber empfinden die Glocken eher als Störung, sprechen sogar von Lärmbelästigung. Die hätten dann eher nichts dagegen, wenn die Glocken schweigen würden. Da wird dann auch danach gefragt, ob das Glockenläuten denn überhaupt noch zeitgemäß ist.
An dieser Frage ist ja was dran. Schließlich braucht man die Glocken heute nun wirklich nicht mehr, um darauf hingewiesen zu werden, dass der Gottesdienst stattfindet. Das können alle, die es interessiert, aus der Zeitung, aus dem Gemeindebrief oder auf der Homepage erfahren. Wir brauchen auch keine Kirchenglocke mehr für die Zeitangabe. Wir haben alle eine Uhr am Handgelenk oder auf dem Handy. Und auch wenn uns die kleine Glocke, die sog. Sterbeglocke darüber informiert, dass jemand aus der Gemeinde verstorben ist, so könnten wir das schließlich auch auf andere Art und Weise erfahren. Wirklich nötig sind die Kirchenglocken also nicht so unbedingt.
Ich würde sie aber trotzdem vermissen und das hat seinen Grund. Denn die drei Glocken haben eine Inschrift aus der Bibel, die mir wichtig ist: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.“ Eine Mahnung, die vor einhundert Jahren so kurz nach dem Krieg sicherlich sehr bewusst ausgesucht worden ist. Und deren Bedeutung heute immer noch zeitgemäß ist. Denn es ist gut für uns, wenn wir uns in schwierigen Zeiten fröhliche Hoffnung bewahren. Es ist gut geduldig zu bleiben, wenn uns das Leben manchmal schwer wird. Und wenn wir im Gebet Kraft und Mut finden, um unseren Weg zu gehen. Deshalb ist es gut, die Kirchenglocken zu hören. Wir hören sie nicht allein. Ihr Klang verbindet uns miteinander, immer wieder, auch mitten im Alltag. Hoffentlich kann das auch noch lange so bleiben.
Andachten 2023
Januar | Olaf Reinmuth | „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ |
Februar | Carsten Fiefstück | Glocken |
März | Claudia Günther | Verbunden mit dem Leben |
April | Alexandra Hinsel | „Was für eine *-Idee?“ |
Mai | Anke Hülsmeier | „Das war gar keine richtige Osternacht ...“ |
Juni | Hanno Paul | Wer ist die Kirche? |
Juli | Gabriele Steinmeier | Gesten und Glaube |
August | Jutta Hoppe | Sommer, Sonne, Urlaub |
September | Bettina Fachner | Unterbrechung |
Oktober | Kai-Uwe Spanhofer | Dankbar für die Fülle |
November | Michael Heß | „Jesu Sahay“ - Jesus hilft |
Dezember | Manuela Müller-Riepe | Frieden |