„Jesu Sahay“ - Jesus hilft
von Michael Hess, Pfarrer im Ruhestand
Wer dabei war, wird es nie vergessen. Vor vier Jahren im Juli im östlichen Indien. Monsunzeit, fast 40 Grad im Schatten. Ein riesiger Festplatz .
„Jesu Sahay“ ( Jesus hilft). Aus 20.000 Kehlen erschallt dieser traditionelle Gruß der Gossner Kirche. Menschen feiern gemeinsam. Als ich eine Rede halten soll, werden mir die Knie doch ein wenig weich. Vor so vielen Menschen habe ich noch nie gesprochen. Aber, die Rede wird gehalten und die Grüße des Kirchenkreises werden verlesen. Beifall tönt bis auf unser Podium, hier auf diesem Platz in „Chotnagpur“ (so der alte Name).
Der Festplatz liegt In der Nähe der Hauptstadt Ranchi, im indischen „Jahrkhand-Staat“. Einem neuen Bundesstaat, in dem viele indische Ureinwohner, die „Adivasis“ leben.
Viele dieser „Adivasis“ sind Christen und gehören der evangelischen Gossnerkirche an. Obwohl die Kirche seit dem 10. Juli 1919 selbständig ist, hat sie den Namen „Gossner“ behalten..Seit vielen Jahren bestehen Kontakte zwischen der indischen Gossner-Kirche und Gemeinden aus dem Kreis Herford. Sogar eine Gossnerstrasse, ein Gossner Kindergarten und ein Gossnerhaus gibt es hier.
Wer aber war dieser“Gossner“?
Johannes Gossner war ein interessanter Mann. Er wurde am 14.12.1773 in Hausen (bei Ulm) geboren. In diesem Jahr 2023 jährt sich sein Geburtstag also zum 250. Mal.
Nach Schule und Studium trat er 1796 sein Amt als katholischer Priester an. Um 1820 kommt er in Kontakt mit Vertretern der „Erweckungsbewegung“, die vor allem bei uns in OWL sehr verbreitet war. Das hatte zur Folge, dass er 1826 zur evangelischen Kirche übertrat und als Pfarrer in Berlin arbeitete. Dort erlebte er das Elend der Großstadt. Hier muss geholfen werden – mit „Wort und Tat“, das wurde sein Motto. So gründete er, neben der Arbeit, den ersten Kindergarten und - mit Hilfe der Kronprinzessin Elisabeth, der Patentante von „Sissi“ das Elisabeth Krankenhaus in der Nähe des Potsdamer Platzes. Am 8. Dezember 1836 morgens um 8 Uhr, standen 5 Handwerker vor seiner Tür, die elenden Menschen in Übersee mit ihrem Kenntnissen helfen wollten und ihnen die gute Botschaft von Jesus Christus verkünden wollten. Insgesamt wuchs ihre Anzahl auf 12, die nach einer theologischen Ausbildung am 9.7.1837 in einem Gottesdienst ausgesendet wurden. Die Geburtsstunde der Gossner-Mission.
Bis zu seinem Tod schickte Gossner 141 Missionare, vor allem nach Indien. 1845 erreichten die ersten vier Missionare die Rückzugsgebiete der indischen Ureinwohner und begannen mit ihrer Arbeit. Dabei setzten sie sich konsequent für die Rechte der Adivasis ein. Auch gegen die Interessen der Samidare (Großgrundbesitzer) und englischer Kolonialherren. Am 10. Juli 1919 wurde die evangelische Gossnerkirche als erste Missionskirche in Übersee selbständig.
Trotz aller Not und Armut ist die Gossnerkirche seitdem gewachsen. Sie unterhält in ihren Gemeinden Krankenhäuser, Schulen und Ausbildungsstätten.
Wenn Ihnen also nun einmal der Name „Gossner“ wieder häufiger begegnet, denken Sie wohlwollend an einen großen Mann und engagierten Christen. Vielleicht haben Sie auch Lust zu einer Veranstaltung am 10.12.23 nach Westkilver zu kommen, zu der auch eine indische Delegation mit dem leitendenden Bischof und Mitgliedern der indischen Kirchenleitung erwartet wird.
Andachten 2023
Januar | Olaf Reinmuth | „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ |
Februar | Carsten Fiefstück | Glocken |
März | Claudia Günther | Verbunden mit dem Leben |
April | Alexandra Hinsel | „Was für eine *-Idee?“ |
Mai | Anke Hülsmeier | „Das war gar keine richtige Osternacht ...“ |
Juni | Hanno Paul | Wer ist die Kirche? |
Juli | Gabriele Steinmeier | Gesten und Glaube |
August | Jutta Hoppe | Sommer, Sonne, Urlaub |
September | Bettina Fachner | Unterbrechung |
Oktober | Kai-Uwe Spanhofer | Dankbar für die Fülle |
November | Michael Heß | „Jesu Sahay“ - Jesus hilft |
Dezember | Manuela Müller-Riepe | Frieden |