Unterbrechung – unnötig oder wohltuend?
von Bettina Fachner, Pfarrerin der Ev.-Luth. Philippus-Kirchengemeinde Bünde
Die geplante Tagesradroute steht. Ich bin auf Freude gepolt. Doch dann setzt frühmorgens satter Regen ein. Unser Vorhaben für heute scheint geknickt. Zumindest wird es ungefragt verändert.
Eine ungewollte Unterbrechung; sie gibt es immer wieder in ganz unterschiedlichen Lebensbezügen. Es läuft eben nicht ständig alles nach Plan. Wir haben vieles in der Hand, doch längst nicht alles. Darüber hinaus habe ich weder Anspruch noch Recht darauf, dass alles nach meinen Vorstellungen flutscht.
Was auf dem ersten Blick einfach nur schade ist, ist es auf dem zweiten Blick nicht nur. Die zunächst gefühlt „aufgedrückte“ Unterbrechung beschert mir an diesem Morgen in unserem Fahrradurlaub eine zusätzliche Pause, Zeit zum Ausruhen und Nachdenken.
Zu unserer Freude: Gegen Mittag können wir in einer uns überraschenden Regenpause losfahren. Wettermäßig bleibt es zwar ein durchwachsener Tag, aber mit vielen schönen Eindrücken erreichen wir abends unser Ziel.
In punkto Unterbrechung: Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion, hat der katholische Theologe Johann Baptist Metz einmal gesagt. Unterbrechen kann auch ein Aufbrechen sein. Wichtige, auch existentielle Fragen stellen sich, die in der Alltagsmühle sonst kein Gehör finden.
Für mich die Frage: Warum habe ich Sorge, dass ich durch den von Regen verursachten „Leerlauf“ etwas verpassen könnte?... An diesem Tag erlebe ich sogar: Aus der nicht gesuchten Unterbrechung wird eine wohltuende und darum mehr als eine unnötige.
In einem ganz anderen Zusammenhang gönnt Jesus seinen aktiven Jüngern auch eine Unterbrechung, eine Auszeit: „Ruht euch ein wenig aus“ (Markus 6,31), um danach wieder fit und gestärkt zu sein für die Begegnung mit anderen Menschen.
Verpusten, neue Kraft tanken und dabei gedanklich zu Jesu Füßen sitzen. Er, Jesus, lädt uns zu sich ein: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken.“ (Matthäus 11,28) Was für ein Stärkungs-Angebot – im Urlaub wie jenseits der Ferientage, im Alltag wie am Sonntag. Sonntags Ruhe, Entspannung und Begegnung mit Gott erleben.
Ich wünsche Ihnen immer wieder solch eine wohltuende (Alltags-)Unterbrechung.
Andachten 2023
Januar | Olaf Reinmuth | „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ |
Februar | Carsten Fiefstück | Glocken |
März | Claudia Günther | Verbunden mit dem Leben |
April | Alexandra Hinsel | „Was für eine *-Idee?“ |
Mai | Anke Hülsmeier | „Das war gar keine richtige Osternacht ...“ |
Juni | Hanno Paul | Wer ist die Kirche? |
Juli | Gabriele Steinmeier | Gesten und Glaube |
August | Jutta Hoppe | Sommer, Sonne, Urlaub |
September | Bettina Fachner | Unterbrechung |
Oktober | Kai-Uwe Spanhofer | Dankbar für die Fülle |
November | Michael Heß | „Jesu Sahay“ - Jesus hilft |
Dezember | Manuela Müller-Riepe | Frieden |