08/08/2024 0 Kommentare
„Was ist es, dass ich dir tun soll?“ (Lukas 18, 41)
„Was ist es, dass ich dir tun soll?“ (Lukas 18, 41)
# Monatliche Andachten
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„Was ist es, dass ich dir tun soll?“ (Lukas 18, 41)
von Pfarrerin Gabriele Steinmeier
Das ist eine überaus außergewöhnliche und erstaunliche Frage, die Christus einem blinden Bettler stellte, der sich mit einer Bitte an ihn wandte.
Zunächst drückt die Frage seine Gewissheit darin aus, dass dieser Mann ihn für fähig und bereit hält, ihm - auf welche Weise auch immer - beizustehen. Sie spiegelt also das Vertrauen wider, das in ihn gesetzt wird.
Dieses in ihn gesetzte Vertrauen scheint mir die Voraussetzung zu sein, um diese Frage zu stellen, die ja zugleich die Zusicherung enthält, helfen zu wollen.
Darüber hinaus handelt es sich um eine Frage, die anzeigt, dass es zwischen ihm und dem blinden Mann kein Oben und Unten gibt, sondern dass sie sich gleichberechtigt gegenüberstehen.
Denn Christus überhebt sich nicht über diesen Menschen, sondern gibt mit seiner Frage zu verstehen, dass er sich ganz und gar in den Dienst dieses Mannes stellt.
Er überlässt es dem anderen, ihm zu sagen, wie denn die Hilfe aussehen soll, die von ihm erwartet wird. Damit gibt er aber auch zu verstehen, dass er diesem zutraut, darüber Bescheid zu wissen, was er braucht und was ihm hilft.
Er stellt also keine Diagnose, die dem Mann sagt, das und das ist mit dir los.Und er macht auch kein Therapieangebot in dem Sinne, so und so müssen wir jetzt vorgehen, damit dir geholfen werden kann.All das schließt seine Frage aus.
Lukas verkündet uns Christus als denjenigen, der den Menschen auf Augenhöhe begegnet und sich nicht dazu verleiten lässt, gönnerhaft und borniert auf denjenigen herabzublicken, der ihn um Hilfe bittet. Wir finden nicht die Spur einer Überlegenheit in dieser Frage, obwohl sie doch zweifellos bestand.
Es ist in meinen Augen diese Frage, mit der uns der Evangelist Lukas Christus als einen großen Seelsorger vorstellt und verkündet. Also als einen, der die Persönlichkeit des anderen respektiert und mit ihm gemeinsam versucht, einen Weg zu finden, der helfen kann und helfen wird.
Und es ist die Güte Gottes im reinsten Sinne, die durch diese Frage aufscheint. Eine Güte, die den Menschen auch dann seine Würde lässt, wenn dieser sich nur noch in seiner Bedürftigkeit oder Schwachheit erlebt.
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